Immer wieder werde ich gefragt, wofür der Name „6Bplus“ steht und wie es zu diesem Namen eigentlich gekommen ist. Heute möchte ich euch verraten, was dahinter steckt.
Einerseits natürlich der französische Schwierigkeitsgrad 6b+, andererseits eine wunderschöne Erinnerung und meine erste Erfahrung, was alles möglich ist, wenn der Kopf stark genug ist.
Welche Route als Namensgeber?
Als ich 6Bplus im Oktober 2015 gegründet habe, wollte ich unbedingt einen Namen, der Bezug zu einer meiner Klettertouren hat. Zu einer ganz besonderen Klettertour. Zu einer Tour, auf die ich so richtig stolz bin und mit der ich richtig Freude habe.
Welche Route sollte es werden? Die Schwierigste? Die Längste? Die Forderndste? Die Alpinste? Touren auf die ich stolz bin, gibt es viele – aber keine andere hat mich so lange begleitet, wie die Saurierrippe. In keiner anderen Tour ist mir mehr bewusst gewesen, welch großen Beitrag der Kopf beim Durchstieg einer Route hat. Der perfekte Namensgeber!
Wie kam es dazu?
Es ist schon richtig lange her – im Frühjahr 2003 – mein allererster richtiger Klettertag am Felsen. Ich hatte über den Winter einen Kletterkurs beim Universitätssportinstitut gemacht. Nach dem Kletterkurs gingen wir öfters noch auf ein Getränk und dort lernte ich eine Gruppe sympathischer Kletterer kennen, die zur gleichen Zeit auch immer in der Halle unterwegs waren. Eines Tages kam bei unserem wöchentlichen Stammtisch das Thema auf, wo die Runde am Freitag nach der Arbeit zum Klettern hinfahren würde – das Wetter sollte sehr schön werden und das müsse man ausnutzen.
Ich bekam rieesiggroße Ohren – huiuiui – Felsklettern, das würd ich auch gerne einmal. Ganz vorsichtig fragte ich in die Runde, was man denn können müsse, um am Felsen klettern zu gehen. So schnell konnte ich gar nicht schauen, hatte ich schon eine Einladung für Freitag – komm doch einfach mit. Seeeehr cool… meine Vorfreude war grenzenlos.
Mein allererster Felsklettertag
Zuerst setze es mich auf gut österreichisch gewaltig auf den Scheißer, als ich im Klettergarten in Wartberg ob der Aist stand und mich fragte, warum da an einer glatten Wand so viele Haken sind. Kurz darauf fand ich mich im Nachstieg in genau dieser Wand wieder und siehe da – mit ein paar Tipps, was alles ein Tritt sei, kam ich sogar langsam die Wand hoch. Und war anschließend zumindest 2 Kopf größer. Ich schaute mir den Felsen an und entdeckte eine geniale Struktur – sie zog schräg über die Wand und erinnerte mich von der Form her an ein Skelett – bzw. das Rückgrat davon. Wie passend, dass diese Route tatsächlich Saurierrippe heißt. In meiner überschwänglichen Freude und ohne jegliche Ahnung von Schwierigkeitsgraden fragte ich, ob ich die Route mit der Rippe auch probieren könnte.
Und schon war ich drinnen. Laaange….seeehr laaaange. Zu behaupten, dass ich die Route geklettert wäre, wäre natürlich maßlos übertrieben – es war mehr ein mit-jeder-Menge-Seilzug-langsam-nach-oben-sitzen. Entsprechend lange dauerte meine Begehung auch – denn Aufgeben war für mich gar keine Option. Mit zunehmender Dämmerung wurde der Seilzug meines Sicherers deutlich mehr und irgendwann war ich tatsächlich oben. Auch wenn ich die Route nicht wirklich geklettert bin – vielleicht hat es für die längste Saurierrippenbegehung aller Zeiten gereicht 😉
Eines war für mich in diesem Moment definitiv klar:
Egal wie lange es dauern wird – IRGENDWANN KLETTERE ICH DIE SAURIERRIPPE!!!
Der Plan war also da – der Ehrgeiz auch, aber wie das beim Klettern halt so ist, kann die Umsetzung eines Projekts auf sich warten lassen. Lange bin ich in der Route nur im Nachstieg geklettert, da es nach dem Überhang eine Position gab, bei der ich den Haken zwar direkt vor den Augen hatte, ich auch hineinbeißen hätte können, aber keine Hand zum Klinken auslassen konnte. Kraft, Ausdauer und Technik wurden über die Jahre immer besser und schließlich war auch die Lösung für die Schlüsselstelle da. Na dann – auf zum Durchstieg – oder auch nicht. Mit Vorstieg hatte ich damals überhaupt keine Freude und mentale Techniken habe ich noch nicht gekannt. Daher blieb ich bei meiner bewährten Taktik – eine Route so lange im Nachstieg klettern, bis ich 10000 % sicher bin, dass sie auch im Vorstieg klappt.
Dieser Tag im Sommer 2010
Ein glühend heißer Sommertag 2010 – 35 Grad im Schatten waren gemeldet – eigentlich war das Wetter eher nach Badesee als nach Klettergarten und es war nahezu unmöglich, für diesen Tag einen Kletterpartner zu finden.
Bist du wahnsinnig… viel zu heiß… bei den Temperaturen kann man nicht klettern!
Aber ich wollte unbedingt nach Wartberg. Mich hatte der Ehrgeiz gepackt – ich wollte unbedingt die Saurierrippe klettern – zum ersten Mal im Vorstieg. Zwei liebe Freunde haben sich schließlich erbarmt und sind mit mir zum Felsen gefahren – ich glaub ich war wirklich hartnäckig – Vielen Dank an dieser Stelle an Eva und Tom 🙂 Dass es an diesem Tag Sinn machen würde in ein Projekt einzusteigen, hat von den beiden wohl niemand geglaubt.
Und dennoch – bei denkbar ungünstigen Bedingungen bin ich mit einer Ruhe und Gelassenheit in mein Projekt eingestiegen – konnte den Überhang super meistern und auch von dort bis zum Umlenker habe ich mich Stück für Stück in der prallen Sonne vorgearbeitet. Was für ein unglaublich schönes Gefühl! Nach so vielen Jahren Träumerei, jetzt dieser geniale Erfolg. Es war für mich die erste Route im Schwierigkeitsgrad 6b+ Ich bin meinen Freunden um den Hals gefallen und zur Abkühlung gab es einen Sprung in die Aist, die direkt an den Felsen vorbeifließt.
Damals hätte ich mir noch nicht träumen lassen, dass mich diese Route noch so lange begleiten wird und ich mich mit 6Bplus jeden Tag aufs Neue daran erinnere. Eine unglaublich schöne Erinnerung!
Alles Liebe,
2 Kommentare
Miriam Bürkle
21. Oktober 2017Liebe Verena,
ein sehr schöner Artikel! Das zeigt wie wichtig langfristige Ziele und Träume sind! Würde mich freuen, wenn Du mehr über dies Thema schreibst 😉
LG Miriam
Verena Haselsteiner-Köteles
21. Oktober 2017Liebe Miriam, das freut mich sehr, dass dir der Artikel gefallen hat! Übers Erreichen von Zielen und Träumen wird es ganz bestimmt was bei 6Bplus geben – ich hab das schon ein paar Ideen. Liebe Grüße, Verena 🙂
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